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Hier ist nochmals das Schaf, das ganz alleine unten im Tal war vor ein paar Wochen, und hier ist es wieder:

Ist es tot? Nein, es liegt nur rum, es ist wieder mit einer Herde vereint, die Schafe kamen beinahe zeitgleich mit Matthias an.

Wir wollten den Schäfer bitten, die Schafe nochmal wegzunehmen, oder zumindest Matthias Platz, an dem er weiter mauerte, grossräumig abzuzäunen. Aber der Schäfer erklärte, dass er die Schafe nirgendwo sonst mehr hinbringen kann. Durch die anhaltende Hitze und Trockenheit sind all seine andern Weiden abgegrast und wachsen nicht nach. Matthias meinte daraufhin, dass eine friedliche Koexistenz im Tal möglich sei.

Und sonst so? Warum wird hier nicht ordentlich berichtet? Wer sass in den beiden Autos, die unabhängig voneinander von Bremen nach Galan gefahren sind? Was geschah mit ihnen? Die beiden Autos und ihre Insassen sind inzwischen beide wieder unabhängig voneinander wohlbehalten in Bremen angekommen.

Matthias, der als einziger Gast/Helfer diesen Sommer mit dem Flugzeug gekommen ist, hat gleich mal als erste Amtshandlung die grosse Kastanie umgesägt, sie wäre sonst früher oder später unkontrolliert gefallen…

Das war viel Aufräumarbeit, und wenn wir schon dabei waren, hat Matthias auch noch gleich den Baum auf der Laubterrasse umgelegt:

Noch mehr Aufräumarbeit! Und dann war plötzlich ein Mann da, gekommen um zu bleiben. Woher er denn von uns gehört hätte? In der Psychiatrie. Woran er denn leide? Er sei manisch-depressiv, komme aber klar. Er konnte natürlich erstmal bleiben, nach dem er den langen Weg (nicht von Bremen) gefahren war. Aber es stellte sich innerhalb kürzester Zeit heraus, dass er nicht klar kam mit seiner Krankheit, deswegen musste er wieder gehen.

Matthias meinte, der Mann werde immer manischer, und der Mann selber meinte auch, in seinen manischen Phasen übernehme er sich extrem. Dieses ganze Holz hat dieser Mann in zwei Tagen in der Schubkarre rumgefahren und gestapelt, und da ist nochmal ein Stapel in zweiter Reihe hinter der sichtbaren Reihe. Dieser Mann konnte in seiner Manie alleine soviel arbeiten wie drei Männer und alleine soviel reden wie drei Männer und alleine soviel trinken wie drei Männer.

Der Mann ist nun weiter gefahren, und Matthias zurück nach Bremen geflogen, und wir wussten nicht so recht, wie wir diesen dicken Baumstamm kleinkriegen. Matthias schlug vor, ihn einfach in die Laubterrasse einzugraben. Das kommt nicht in Frage! Ich hab mich heute irgendwie da rangemacht, mit der Kettensäge und dem Spaltkeil…

Geht schon, in kleinen Häppchen, immer einsägen und dann wegspalten.

Mit dem vielen Kram, den wir haben, muss die Laubterrasse funktionieren. Rolf funktioniert auch bestens, wie ich dir, Matthias, melden kann. Der Arzt war heute sehr zufrieden mit der Wundheilung, er konnte kaum glauben, dass es erst sechs Tage her sei.

Rolf hat eine Verletzung, ein Ast aus der Steineiche ist auf seinen Arm gefallen, als er die Leiter gehalten hatte auf der Matthias sägte. Das rohe Fleisch ist sichtbar, deswegen muss diese Wunde mit besonderer Vor- und Umsicht behandelt werden. Aber Matthias hatte mal als Pfleger gearbeitet, er weiss, wie man solche Wunden behandelt und hat es sogleich getan. Und Juli und mir gezeigt, wie es geht. Wir haben schon zweimal ohne Matthias Verband gewechselt.