Heute sind Rolf, Valentin, Elisabeth und ich zu viert in den Turm hoch. Die Platzverhältnisse waren etwas beengt. Bis wir uns einsortiert hatten, standen wir uns mit Balken und Kabeln und Leitern ständig gegenseitig im Wege rum. Rolf: „Die beiden Handwerker würden Pickel kriegen, wenn sie uns sehen könnten.“ Valentin, der sich inzwischen in die Höhe geflüchtet hatte mit seinem Gifteimerchen: „Oh ja!“

Aber dann wurde es besser, Elisabeth war vorne bei der Gaube, Verstrebungen anbringen und ich war beim alten Dach, wieder Dachstuhl aufbauen. Und Rolf? Rolf weigerte sich schon bald, mitzudenken: „Ich versteh überhaupt nicht, was ihr hier macht!“ „Wir müssen da eine Querverstrebung einziehen um danach-“ „Ich will es gar nicht wissen, ich will der Handlanger sein.“ Rolf war also der Handlanger. So sieht Rolfs Interpretation eines Handlangerdaseins aus:

„Das ist ganz schief, was du da machst!“
„Ist es nicht.“
„Ist es wohl, das seh ich ja von hier aus, was soll das überhaupt, du nimmst die Punkte ja völlig willkürlich an.“
„Tu ich nicht, es geht von Aussenkante hier bis Aussenkante da, das liegt dann in der Dachschräge des alten Daches.“
„Nein, das kann man gar nicht wissen, das muss man bestimmen, und das was du da bestimmst, ist schief. Du musst dort weiter raus.“
„Ich kann da nicht weiter raus, das wäre geometrisch völlig unsinnig, dann haben wir nachher einen Huckel im Dach!“
„Das macht nichts, dann shiften wir halt. ‚Shiften‘ war doch das Wort der beiden Handwerker?“
„Ja, aber warum diesen Querbalken von Anfang an falsch einbauen, und das gesammte Dach dann drumrum ’shiften‘?“
„Weil er sonst schief ist.“
„Nein, guck, er ist im 90° Winkel zum First der Gaube, das kommt schon hin.“
„Stimmt. Ich hatte mich am unteren Querbalken orientiert, auf dem der First aufliegt.“
„An dem kann man sich nicht orientieren, den hab ich entlang der bestehenden Balken eingezogen.“
„Den hast du ja ganz schief eingebaut!!“
Oh Rolf….

Nachdem das dann auch geklärt war, durfte ich den Balken anschrauben. Elisabeth war ebenfalls am anschrauben, wir hatten zwei Akkubohrer, einen mit Bohrer drin zum vorbohren und einen mit dem Bit. Wir waren beide auf verschiedenen Leitern, und Rolf, der selbsterwählte Handlanger, reichte uns die Akkubohrer und Schrauben von Leiter zu Leiter. „Die Frauen stehen auf den Leitern und machen die Zimmermannsarbeit und ich reiche hier Schrauben und Bohrer rum. Das zerstört mein, mein…“ Valentin: „…dein archaisches Weltbild?“ „So könnte man es sagen.“

Eine Baustelle wird immer viel lustiger, wenn Rolf dabei ist. „Du sägst nicht richtig, man muss so, guck, soll ich das mal eben machen?“